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RTL-Show: Kann man Kinder wie Hunde trainieren?

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Die RTL-Show „Train Your Baby Like a Dog“ (übersetzt: „Trainiere Dein Baby wie einen Hund“) hat in den vergangenen Tagen für einen heftigen Shitstorm gesorgt. In der Sendung will eine Hundetrainerin Kinder mit den Mitteln der Hunde-Erziehung konditionieren. Was steckt dahinter?

„Problematisch“, „schwarze Pädagogik“, „unangebracht“ – so lautet nur ein Teil der Kritik von Kinderpsychiatern, Strafrechtlern und Pädagogen wie Ex-Supernanny Katia Saalfrank an der RTL-Sendung „Train Your Baby Like a Dog – Die Hund-Kind-Methode“.

Etliche hatten davor gewarnt, die Sendung anzuschauen oder überhaupt erst auszustrahlen. Darunter der Kinderpsychiater Michael Schulte-Markwort und der Strafrechtler Gerhard Strate.

„Der Titel dieser Sendung, die wie ein Imperativ daherkommt, widerspricht dem Menschenbild unserer Verfassung“, schreiben sie der „Welt“ zufolge in einem Brief vom 27. Dezember an RTL-Geschäftsführer Jörg Graf. Kinder hätten eine Menschenwürde und ein Recht auf Entfaltung der Persönlichkeit. „Über Ihre diesem Menschenbild widersprechende ,provozierende These’ kann es deshalb keine Diskussion geben.“

Darüber hinaus gab es im Vorfeld etwa eine Petition, die die Ausstrahlung der Sendung am 3. Januar verhindern wollte. Wenn auch ohne Erfolg, gibt es mittlerweile mehr als 33.000 Unterschriften dafür. Schon kurz nach der Ausstrahlung gingen außerdem mehr als 100 Beschwerden bei der Niedersächsischen Landesmedienanstalt ein, wie der Evangelische Pressedienst berichtet. Die Medienanstalt prüfe die Sendung jetzt.

So funktioniert die Hund-Kind-Methode

Aber worum geht es dabei überhaupt? Das Konzept der in der Show vorgestellten Erziehungsform basiert auf der sogenannten Hund-Kind-Methode: Dabei werden bei der Kindererziehung Tricks aus dem modernen Hundetraining angewendet. Unter anderem arbeitet Hundetrainerin Aurea Verebes dafür mit einem Clicker. Beim Klicken folgt für das Kind direkt eine Belohnung, etwa in Form von Süßigkeiten oder Umarmungen.

„Der Clicker ist im Grunde bei jeder Spezies anwendbar, bei jeder Tier- oder auch ‚Menschenart‘, weil unser Säugetiergehirn immer gleich funktioniert“, erklärt die Hundetrainerin auf „RTL.de“. „Das heißt, ich hab beim Hund eine Dopamin-Ausschüttung und beim Kind und auch beim Erwachsenen ganz genauso.“

Kinder und Hunde sind sich nur teilweise ähnlich

Das scheint zunächst einmal nicht völlig abwegig: Tatsächlich haben Studien gezeigt, dass Hunde etwa auf dem geistigen Entwicklungsstand von bis zu zwei Jahre alten Kleinkindern sind. Entsprechend könnten gewisse Techniken, die bei zwei- bis drei-jährigen Kindern helfen, auch bei Hunden wirken – und umgekehrt, meint der emeritierte Psychologie-Professor Stanley Cohen im US-Magazin „Quartz“.

Zum Beispiel helfe es sowohl Kleinkindern als auch Hunden, deren Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, bevor man ihnen etwas beibringen wolle. Auch dass positive Verstärkung effektiver ist als negative Verstärkung durch Bestrafung, ist bereits erwiesen. So haben etwa MRIs von kleinen Kindern gezeigt, dass komplizierte Gedankengänge nötig sind, um negative Verstärkung zu verstehen. Die Gehirne von Kindern sind darauf noch nicht ausgelegt, sie verstehen nicht, wo sie einen Fehler gemacht haben. Trotzdem lässt sich Kindererziehung nicht auf positive Verstärkung reduzieren, mahnen Experten. Der Kinderschutzbund spricht aus, was eigentlich jedem klar sein sollte: „Kinder sind keine Hunde.“ Eine Gleichsetzung mit Hunden sei grundsätzlich unangebracht. Außerdem sei jedes Kind anders. „Zu behaupten, es gäbe in der Kindererziehung einfache Rezepte, ist Scharlatanerie.“

Hunde-Training ist keine Kinder-Erziehung

RTL verteidigte das Konzept der Sendung. Dem Sender zufolge wurde die Umsetzung der Produktion von einem Kinder- und Jugendpsychotherapeuten begleitet und medienpädagogisch betreut. Hundetrainerin Aurea Verebes soll auch bei ihren drei eigenen Kindern Ansätze aus der Hundeerziehung erfolgreich anwenden. Außerdem hätten bereits einige Experten in den USA, Großbritannien und Deutschland von positiven Erfolgen dieser Methode berichtet.

Doch schon bei der Ausstrahlung des englischen Originals im August 2019 war deutliche Kritik laut geworden. „Um die Entwicklung eines Babys zu fördern, braucht es weit mehr als positive Verstärkung“, schrieb etwa Amy Brown, Professorin für öffentliche Kindergesundheit an der University Swansea, in einem Artikel für das Wissenschaftsmagazin „The Conversation“.

Zwar sei Lob ein wichtiger Teil der Kindererziehung – darüber hinaus müssten die Kinder aber auch lernen, ihr eigenes Verhalten zu verstehen. Sonst gebe es spätestens dann Probleme, wenn die Belohnungen wegfallen. „Mithilfe von Süßigkeiten das Verhalten zu beeinflussen scheint kurzfristig manchmal zu funktionieren, aber Belohnungen mit Süßigkeiten zu kombinieren kann dazu führen, dass Kinder ungesunde Beziehungen zu Essen entwickeln, und dass ihr Risiko für Übergewicht steigt.“

-- Link-Tipps zum Thema --
» „Train Your Baby Like a Dog“: Kann man Kinder wie Hunde erziehen?
» 10 Gründe, warum Hunde (fast) wie Kinder sind
» Warum Kinder Probleme haben, Hunde zu verstehen

-- Mehr vom Gesprächspartner --
» Riccarda Kreickmann bei Instagram
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