Warum leiden wir so sehr, wenn unser Haustier stirbt?
Wenn ein geliebtes Haustier stirbt, ist die Trauer groß. Für Nicht-Tierhalter ist das allerdings oft nicht nachvollziehbar – sie nehmen die Trauer der Tierbesitzer häufig nicht ernst, reagieren schroff oder machen sich sogar über die Trauernden lustig. „Das liegt vermutlich daran, dass sie sich nur schlecht in die Welt von Tierbesitzern hineinversetzen können“, sagt Tierärztin Marion Schmitt, die sich in ihrer Forschungsarbeit mit der Trauer um Haustiere beschäftigt, in dieser Folge von „Pet-Talks: Klartext“. „Es gibt außerdem viele Menschen, die um ein menschliches Familienmitglied trauern, und es nicht schön finden, dass der Tod ihres Vaters oder ihres Bruders mit dem Tod eines Hundes verglichen wird. Das hat für sie dann etwas von Abwertung.“
Trauer ums Haustier: Respekt und Empathie sind wichtig
Für Tierbesitzer hingegen nimmt der Hund oder die Katze häufig die Rolle eines Familienmitgliedes ein. „Vor allem, wenn das Tier einem durch eine schwere Zeit geholfen hat“, so Schmitt. Deswegen plädiert die Wissenschaftlerin: „Es ist anzuraten, sehr empathisch und mit mehr Herz als Verstand mit den Betroffenen umzugehen, Respekt und Akzeptanz zu zeigt.“
In ihrer Forschung hat sich Schmitt vor allem mit einem Ansatz beschäftigt: Gemeinsam mit Peter Kunzmann hat sie das Buch „Nicht nur dein Tier stirbt“, in dem es um die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Tod des Haustieres geht.
Aber das Buch blickt nicht nur aus wissenschaftlicher Perspektive auf die Trauer um Haustiere. In zahlreichen sehr emotionalen und persönlichen Einsendungen – Gedichte, Fotos, Bilder, Kurzgeschichten – räumen Schmitt und Kunzmann Trauernden viel Platz ein:
Ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume. Ich lebe in Dir und geh' durch Deine Träume. Wenn Du in den Himmel schaust, und dabei ein Sternchen klaust, nimm es, drück es, denk an mich… Denn das Sternchen – das bin ich!
Das schreibt etwa eine Trauernde über ihren verstorbenen Kater Tom. Andere Betroffene drücken ihre Trauer eher in Fotos, Bildern oder Skulpturen aus.
Schmitt: „Es ist wichtig, sich mit dem Sterben auseinanderzusetzen“
„Ich denke, es ist sehr wichtig, sich – auf welche Art auch immer – mit dem Sterben auseinanderzusetzen“, sagt Schmitt. „Gerade die künstlerische Form, ob das Fotografie, Zeichnen oder Gestalten ist, nochmal einen anderen Zugang zum Thema ermöglicht. Denn Kunst hat ja weniger etwas mit Intellekt zu tun, sondern eher mit Emotionen und Herz.“
Begleitet und eingeordnet werden die Kunstwerke von lesenswerten Beiträgen verschiedener Wissenschaftler und Experten. Darin geht es etwa um die soziale Partnerschaft, die zwischen Mensch und Haustier entsteht oder um die psychotherapeutische Komponente der Trauer um ein Haustier.
Bei der Beschäftigung mit der Trauer um ein Haustier ist Schmitt aber eines klar geworden: „Einen Königsweg für allem, mit der Trauer umzugehen, gibt es natürlich nicht“, sagt sie. „Dafür ist das eine viel zu individuelle Angelegenheit.“
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» Buch „Nicht nur dein Tier stirbt“ von Marion Schmitt und Peter Kunzmann
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