Ist der Wildtierhandel schuld am Coronavirus?
Mehrere Studien legen nahe: Menschliches Handeln – wie etwa Jagd und Wildtierhandel – begünstigen die Ausbreitung von Krankheitserregern wie dem Coronavirus. Denn dadurch kommen Menschen in engen Kontakt mit Wildtieren und ihren Viren, dazu teils unter unhygienischen Bedingungen.
Noch bleiben viele Einzelheiten zum Coronavirus ungeklärt – auch der Ursprung ist noch nicht eindeutig bestätigt. Dennoch gehen viele Wissenschaftler davon aus, dass SARS-CoV-2 seinen Ursprung auf einem Markt in Wuhan hat, wo verschiedene Arten von Wildtieren illegal geschlachtet und verkauft wurden. Begründet wird das unter anderem damit, dass Forscher das Virus auf diesem sogenannten „Wet Market“ gefunden haben.
Nach aktuellen Kenntnissen könnte das neue Coronavirus zunächst von einer Fledermausart auf einen Zwischenwirt, bei dem es sich um das Schuppentier handeln könnte, auf den Menschen übergegangen sein. Und das nicht zum ersten Mal: In den vergangenen Jahrzehnten gelangten zahlreiche Krankheitserreger von Wildtieren zu Menschen, darunter SARS und Ebola. Auf Wildtiermärkten finden sie optimale Bedingungen, um überzuspringen und solche Pandemien auszulösen.
Wildtiere und Menschen auf engem Raum birgt Gefahr für Zoonosen wie Corona
Auf solchen Märkten kommen zahlreiche Haus- und Wildtierarten in engen Kontakt. Ihre Käfige sind klein und aufeinander gestapelt. Dem IFAW zufolge lösen diese Umstände bei den Tieren Stress aus, was ihr Immunsystem schwächt. „Kombiniert mit der Nähe können Viren leicht von einer Tierart zur nächsten überspringen“ – unter sehr unhygienischen Umständen.
Dörte von der Reith vom IFAW erläutert, warum das so gefährlich ist: „Der entscheidende Punkt ist, dass Tiere zusammen gepfercht werden, die in freier Wildbahn niemals Kontakt miteinander hätten… Und dann sind da auch nicht sehr viele Menschen. Diese Kombination ist tödlich, könnte man sagen.“
Handel mit Wildtieren ist ein globales Problem
In China hat man übrigens bereits reagiert: Der Handel mit Wildtieren ist vorerst verboten. Die Stadt Shenzhen geht sogar noch weiter und verbietet Wildtierhandel komplett – genauso wie den Verzehr von Haustieren. Doch das Problem bestehe nicht ausschließlich in China, so von der Reith. Vorherige Epidemien seinen auch in anderen Ländern, auf anderen Kontinenten auf ähnlichen Märkten ausgebrochen.
Ihr Kollege, Dr. Jimmiel Mandima vom IFAW, betont außerdem: Die Schuld auf Tiere abzuwälzen, sei ebenfalls falsch. „Um es klar zu sagen: Während COVID-19 seinen Ursprung in Wildtieren hatte, breitete sich die Krankheit aufgrund menschlicher Aktivitäten in der menschlichen Bevölkerung aus.“
Der Handel mit Wildtieren müsse deshalb konsequent bestraft werden. Gleichzeitig könne das Problem nur behoben werden, wenn man auch die Ursachen bekämpfe, „darunter Armutsbekämpfung und Ernährungsunsicherheit sowie die Senkung der Nachfrage nach illegalen Produkten.“
Artenschutz unabdingbar, um neue Pandemien zu verhindern
Doch mit dem Handel von Wildtieren hört das Problem nicht auf. Dem Bundesumweltministerium zufolge ist die Gefahr von Übertragungen auf Wildtiermärkten zwar besonders offenkundig. Trotzdem sollte man das dahinter liegende Problem nicht aus den Augen verlieren: Krankheiten können leichter auf den Menschen übergehen, wenn die Ökosysteme außer Balance sind. „Die Naturzerstörung ist die Krise hinter der Corona-Krise.“
Das betont auch Mandima: Wenn wir zoonotische Pandemien in Zukunft wirklich verhindern wollen, müssen wir ihm zufolge auch gegen die Zerstörung von Lebensräumen und den Verlust der biologischen Vielfalt kämpfen.
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