Pet-Talks: Klartext – der Interview-Podcast von DeineTierwelt

Erschnüffeln Spürhunde bald COVID-19-Infizierte?

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Die Organisation Medical Detection Dogs trainiert Hunde darin, Gerüche von menschlichen Krankheiten zu erkennen. Seit 2018 bilden sie Spürhunde für Malaria aus. In Studien haben sie nämlich festgestellt, dass sich der Geruch eines Menschen bei einer Malaria-Infektion verändert. Bislang können trainierte Hunde bei sieben von zehn Menschen eine Infektion korrekt feststellen.

Das sei noch nicht akkurat genug, findet Luca Barrett, Gründerin des Deutschen Assistenzhunde-Zentrums. Auch die Kollegen in England hätten deshalb noch fleißig weiter trainiert, um eine höhere Trefferquote zu erzielen – doch dann kam Corona.

Die Mitarbeiter von Medical Detection Dogs stellten sich angesichts der Pandemie die Frage, ob die Hunde auch das neue Coronavirus erkennen können. Deshalb forschen sie nun, ob sie Hunde in Großbritannien für Corona ausbilden, um in dieser Ausnahmesituation zu helfen.

Auch in Deutschland könnten Hunde bald Coronavirus-Patienten erschnüffeln

Auch in Deutschland gibt es ein ähnliches Projekt. Hierzulande haben sich Assistenzhundetrainer, Mitarbeiter bei Rettungshundestaffeln, medizinisches Personal und Hundeschnüffeltrainer zusammen getan. „Wir sind aber noch skeptischer als die britischen Kollegen“, sagt Luca Barrett in unserer Corona-Specialfolge das DeineTierwelt-Podcasts „Pet-Talks: Klartext“. „Wir können momentan noch gar nicht sagen, ob wir die Hunde ausbilden können, wir müssen erstmal überhaupt herausfinden, ob es möglich ist.“

Falls das der Fall sei, hoffe die Projektgruppe, in eineinhalb bis zwei Monaten Corona-Spürhunde ausgebildet zu haben – diese könnten dann helfen, frühzeitig herauszufinden, ob eine Person infiziert ist oder nicht.

Derzeit sind die Hundeexperten auch mit Virologen, Ärzten und Tierärzten im Gespräch um herauszufinden, ob und wie Hunde das Virus erkennen könnten. Zum Beispiel, ob das anhand von Speichel- oder Atemproben passieren kann. Eine Schwierigkeit sei beispielsweise sicherzustellen, dass sich Helfer und Hunde bei den Untersuchungen und Trainings nicht selbst mit dem Coronavirus infizieren.

Krankheiten am Geruch erkennen: Schaffen Hunde das auch beim Coronavirus?

„Wir haben immer rigoros und wissenschaftlich gearbeitet, und mehr als ein Dutzend von Fachleuten geprüfte Forschungsarbeiten produziert. Diese unterstützen die These, dass jede Krankheit ihren eigenen, einzigartigen Geruch hat“, heißt es auf der Website von Medical Detection Dogs. Schon jetzt erkennen Hunde der Organisation zufolge Krankheiten wie Krebs, Parkinson und bakterielle Infektionen. Sie schnüffeln dazu an Proben im Trainingsraum der Organisation und zeigen an, wenn sie eine Krankheit riechen.

Für die Forschung zum Coronavirus abreitet das Team mit zwei Partnern zusammen: Dem LSHTM Malaria Centre - London School of Hygiene and Tropical Medicine und der Durham University. Noch sei das Projekt ganz am Anfang, teilte die Universität mit. Doch schon in rund sechs Wochen sollen erste Ergebnisse der Forschung und Trainings feststehen. Dann könnten Hunde dafür eingesetzt werden, schnelle Testergebnisse auf Covid-19 zu liefern. Zu diesem Zweck haben sich die Partner bereits an die Regierung gewandt.

Experten setzen große Hoffnung in Coronavirus-Spürhunde

„Im Prinzip sind wir sicher, dass Hunde Covid-19 entdecken könnten“, so Geschäftsführerin Dr. Claire Guest. Gerade prüfe man, wie man auf sicherem Wege den Geruch des Virus von infizierten Patienten als Probe nehmen und zu den Hunden bringen könne. Das Ziel sei es, jeden zu testen – auch solche, die (noch) keine Symptome der Krankheit zeigen. So könnte man effizient bestimmen, welche Personen weitere Tests machen müssen, um die Diagnose zu bestätigen.

Professor James Logan arbeitet an der London School of Hygiene and Tropical Medicine. Er hat bereits mit den Medical Detection Dogs bei der Erkennung von Malaria zusammengearbeitet. „Unsere bisherige Arbeit zeigt, dass Hunde den Geruch von Menschen mit einer Malaria-Infektion mit sehr hoher Genauigkeit feststellen können.“ Auch er ist optimistisch, dass es mit dem neuen Coronavirus ähnlich sein könnte. „Wir wissen, dass andere Atemwegserkrankungen wie Covid-19 unseren Körpergeruch ändern. Es besteht also eine sehr große Chance, dass Hunde sie erkennen können.“

Professor Steve Lindsay von der Durham University fasst zusammen, welche Erfolge sich die Forscher von dem Hundetest versprechen: „Wenn die Forschung erfolgreich ist, könnten wir Covid-19-Spürhunde gegen Ende der Pandemie an Flughäfen einsetzen, um schnell Menschen zu identifizieren, die das Virus in sich tragen. Das würde helfen, ein erneutes Ausbrechen der Krankheit zu verhindern, nachdem die aktuelle Epidemie unter Kontrolle gebracht wurde.“

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