Pet-Talks: Klartext – der Interview-Podcast von DeineTierwelt

Listenhunde: Kampfmaschinen oder Knutschkugeln?

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Jeder sechste Hund im Tierheim Berlin ist ein sogenannter Listenhund, im Hamburger Tierheim sogar knapp jeder dritte – und die Vermittlung dauert fast dreimal länger als bei „normalen“ Hunden. Schuld daran ist ihr schlechter Ruf – sie gelten als besonders aggressiv, werden als Sicherheitsrisiko eingestuft. Sind sogenannte Listenhunde wirklich Kampfmaschinen?

Ins Tierheim kommen Listenhunde wie andere Hunde auch, indem sie abgegeben, gefunden oder durchs Veterinäramt sichergestellt werden. Allerdings bleiben sie in der Regel länger: Im Berliner Tierheim dauert die Vermittlung für einen „normalen“ Hund im Durchschnitt 148 Tage, für einen Listenhund sind es fast 500 Tage.

Und das aus einem einfachen Grund: Sie stehen auf einer Liste für gefährliche Hunderassen.

Die längsten Listen gibt es in Bayern und in Hamburg. „Da stehen Rassen drauf, bei denen man sich fragt: ,Warum denn gerade diese Rasse? Das macht doch keinen Sinn!‘“, sagt Sarah Ross, Heimtierexpertin der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“.

Tatsächlich hat jedes Bundesland eigene Auflagen für Listenhunde. In vielen ist die Haltung der Tiere entweder verboten oder mit hohen Auflagen verbunden, was viele Leute abschreckt.

Diese Rassen gehören zu den Listenhunden

Welche Hunderassen als Listenhunde klassifiziert sind, ist je nach Bundesland unterschiedlich. In Niedersachsen und Thüringen gibt es zum Beispiel gar keine Rassenliste. Der American Staffordshire Terrier ist die einzige Rasse, die bei allen anderen Bundesländern zu den Listenhunden gehört.

Für Hunderassen, die in Deutschland verboten sind, gibt es spezielle Haltungsvoraussetzungen und Auflagen. Teilweise sind Kauf, Zucht, Verkauf und Haltung auch verboten.

„Listenhunde sind nicht einfach Kampfhunde“

Sarah Ross hält die Stigmatisierung von Listenhunden für ungerechtfertigt. „Listenhunde sind nicht einfach Kampfhunde“, sagt sie. „Dass diese Hund ein größeres Aggressionspotenzial haben, wurde in den vergangen Jahren in verschiedenen wissenschaftlichen Studien untersucht und widerlegt.“

Die Meinung teilt auch der Tierschutzverein München – und fordert inzwischen, die Auflagen zu überdenken. Denn: Dass Listenhunde aggressiver als andere Hunde seien, sei schlichtweg ein Vorurteil, sagt Ross.

Sind Listenhunde aggressiver als „normale Hunde“?

Das bestätigt auch ein Blick auf die Beißstatistik: 2018 wurden in Berlin insgesamt in 625 Fällen Menschen von Hunden gebissen oder angesprungen. Bei 450 Fällen wurden ausschließlich Hunde verletzt. Doch nur bei 43 beziehungsweise 39 Vorfällen waren „gefährliche Hunde“ von der Liste involviert.

Viel öfter waren dagegen Deutsche Schäferhunde an Bissvorfällen beteiligt: 67 bei Menschen und 61 bei Hunden. Listenhunde sind also oft besser als ihr Ruf. Das muss bei den meisten Menschen nur noch ankommen.

-- Link-Tipps zum Thema --
» Listenhunde überfüllen Deutschlands Tierheime
» Diese Hunderassen sind in Deutschland verboten

-- Mehr vom Gesprächspartner --
» Website von „Vier Pfoten“
» „Vier Pfoten“-Kampagne für Listenhunde

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